Ort: 535600 Oderhellen/Székelyudvarhely/Odorheiu Secuiesc/RO, Internat des Áron-Tamási-Gymnasiums, József-Nyírő-Saal, Márton-Áron-Platz 4
Zeitpunkt: Dienstag, 16. Januar 2018, 18.00 Uhr
Zurück zum Text
Siebenbürgen, insbesondere das Szeklerland, spielte in der ungarischen Kulturpolitik seit dem Ausgleich eine herausragende Rolle, die zum einen auf ihre wirtschaftliche Rückständigkeit, zum anderen auf den relativen Reichtum der Einrichtungen in Wissenschaft, Kirche und Bildung zurückzuführen war. In der Szekler-Aktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts war es auch ein wichtiges Ziel, außer beispielsweise der Belebung der Wissenschaft das Netz von Volksbibliotheken und Volkshäusern beziehungsweise den ökonomischen Ausbildung zu erweitern.
Im Mittelpunkt der Politik Ungarns nach Trianon stand in der Zwischenkriegszeit die Forderung nach Revision, die gerade die Kulturpolitik am stärksten prägte. Kultusminister Kuno Klebelsberg hatte mit dem Begriff „kulturelle Überlegenheit” und „Neonationalismus”, sein Nachfolger Bálint Hóman später mit dem der „Erziehung der Nation” dem gleichen Ziel gedient, wie die Verlegung der zunächst von Klausenburg nach Budapest, 1921 hingegen nach Szeged geflüchteten Universität sowie die mehrheitlich verborgene Unterstützung des ungarischen kulturellen Lebens in Siebenbürgen durch den ungarischen Staat. Nach der Wiederangliederung 1940 erwies sich die Entwicklung des ungarischen kulturellen Systems von Institutionen im Partium, Nord-Siebenbürgen und im Szeklerland als erstrangige Aufgabe.
Nach 1945, insbesondere aber nach 1948 betrachtete die ungarische Politik die Behandlung der dort lebenden ungarischen Minderheiten – einschließlich des Kulturbereiches – ausschließlich als innere Angelegenheit Rumäniens. In all diesen Fragen trat erst vom Beginn der 1980er-Jahre an, seit der Verschärfung der Diskussionen und Gegensätze zwischen den beiden Parteiführungen eine Veränderung ein. In den Jahren 1982–1983 entfaltete sich um einen den Ungartum beschimpfenden Essay Ion Lăncrănjans eine ungewöhnlich heftige Polemik in erster Linie in Bezug auf historische Fragen. Diese Polemik spielte eine schwerwiegende Rolle dabei, dass man endlich auch in Ungarn über das Schicksal des damals noch zwei Millionen zählenden Ungarn in Siebenbürgen sprechen durfte, was sich auch auf das ungarische Nationalbewusstsein positiv auswirkte. Die Förderungspolitik des ungarischen Staates dient seit der Wende in erster Linie der Erweiterung des Systems kultureller Einrichtungen, die den größten Beitrag zur Erhaltung der ungarischen Identität in Rumänien leisten.