Unser Kollege Dávid Ligeti ist der nächste Vortragende an der Balázs-Orbán-Akademie. Der Titel seines Vortrages lautet: Krieg um Siebenbürgen in den Jahren 1916-1917.
Ort: 535600 Oderhellen/Székelyudvarhely/Odorheiu Secuiesc/RO, Internat des Gymnasiums Áron Tamási, József-Nyírő-Saal, Márton Áron-Platz 4
Zeitpunkt: Dienstag, 8. Mai 2018,18.00 Uhr
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Im Laufe der Jahre 1916-1917, im Rahmen des Ersten Weltkrieges, tobte ein blutiger Krieg um Siebenbürgen, nachdem die Entente am 17. August 1916 in Bukarest mit dem neutralen Rumänien, das jedoch von 1883 an in einem Verteidigungsbündnis mit den Mittelmächten stand, über dessen Anschluss übereinkam, wofür ihm „im Austausch” ein Territorium von 110.000 km2 versprochen wurde.
Zu der im Abkommen festgesetzten letzten Frist, am Abend des 27. August 1916, überschritten rumänische Truppen die Ostgrenze der Österreichisch-Ungarischen Monarchie, dann überreichte Rumänien die Kriegserklärung in Wien. Die Rumänen griffen einen auf dem Papier verbündeten Staat an. Die rumänische Aggression fand den dualistischen Staat, der im Laufe des Sommers allein zur Zeit der Brussilow-Offensive mehr als 600.000 Soldaten verloren hatte, in einer verzweifelten Situation. Das Königreich Rumänien trug seinen Angriff mit annähernd 450.000 Soldaten auf Siebenbürgen vor, das die 1. k.u.k.Armee lediglich mit 34.000 Mann verteidigen konnte. Das Tempo der rumänischen Offensive entsprach aber nicht der vorherigen Erwartung sowie der erdrückenden zahlenmäßigen Überlegenheit des Aggressors. Trotz allem gelangten in den darauffolgenden zwei Wochen fast 10.000 km2 – darunter ein bedeutender Teil des Szeklerlandes – in die Hände Rumäniens. Die rumänische Aggression löste einen wahrhaften Exodus unter den Ungarn in Siebenbürgen aus: Im Laufe des Ersten Weltkrieges wurde zu dieser Zeit erstmals ein bedeutenderes, von Ungarn bewohntes Territorium zum Kriegsschauplatz. Mehr als 200.000 Menschen, überwiegend Szekler, flohen vor den Kämpfen.
Danach traf beachtliche deutsche und k.u.k.-Verstärkung in Siebenbürgen ein. Und aus Richtung Bulgarien leitete der deutsche Feldmarschall August von Mackensen einen Angriff ein. Die Rumänen erlitten zunächst bei Hermannstadt/Nagyszeben/Sibiu, dann bei Kronstadt/Brassó/Braşov entscheidende Niederlagen. Sechs Wochen nach Beginn des Angriffes war es gelungen, alle rumänischen Soldaten aus dem Gebiet Siebenbürgens zu vertreiben. Bei der Fortsetzung ihrer Offensive nahmen die Mittelmächte im November und Dezember die Walachei ein und marschierten am 6. Dezember siegreich in die rumänische Hauptstadt Bukarest ein. Danach, Anfang 1917, stabilisierte sich die Front entlang des Flusses Sereth/Siret, Rumänien wurde jedoch Ende 1917 zum Waffenstillstand und im Mai 1918 zum Friedensschluss gezwungen.
Der Vortragende befasst sich – neben der Erörterung von Einzelheiten des Krieges – auch ausführlich mit dem Schicksal des Szeklerlandes, insbesondere mit dem von Oderhellen.