Die Veranstaltung ist unentgeltlich, aber registrierungspflichtig. Die Kapazität des Raumes bestimmt die Anzahl der Teilnehmer.
Zeitpunkt: Mittwoch, 30. Mai 2018, 18.30 Uhr
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Auf der Einladung zur Veranstaltung bewundern junge schwäbische Frauen, die vor der allgemein bekannten Roten Landkarte Pál Telekis (des anerkannten Geografen und späteren Ministerpräsidenten) stehen, die ethnische Vielfalt des historischen Ungarns. Die Minderheitenfrage beschränkte sich im 20. Jahrhundert, nach Trianon, fast auf die sog. „Frage der Deutschen”, die die Nachwelt bedauerlicherweise lediglich mit Radikalisierung, mit dem Auftreten gegen den Staat, dem Anschluss an die hitlerschen Bestrebungen, zumeist also mit negativen Stereotypen identifiziert. Obwohl den Konfliktsituationen und Traumata des vergangenen einen Jahrhunderts eine tausendjährige friedliche Koexistenz vorausging. Das Zusammenleben von Ungarn und Deutschen im Rahmen des historischen Ungarns war in der Tat lange Zeit problemlos: Bis zum Erscheinen des Nationalismus/der Nationalismen existierte nicht einmal das nationale/ethnische Problem im modernen Sinne, genauso nicht, wie ein auf ethnischer Ungeduld beruhende und auf gewaltsame Lösung gerichtete Bestrebungen. Der Patriotismus zum staatlichen Rahmen, dem Vaterland, war in unseren deutschsprachigen Landsleuten besonders stark. Das sind die Wurzeln des sog. Hungarus-Bewusstseins, jenes eher reinen und positiven Gefühls, das keine negative und ausgrenzende Konnotation beinhaltet, und in dessen Besitz sich die Einwohner der zerstreut liegenden deutschen Siedlungsgebiete wenn auch nicht als Ungarn, so doch als Ungarländer fühlten. All das verstärkte den Gedanken der Schicksalsgemeinschaft mit dem Ungartum und hielt die Stimmen der Absonderung (Dissimilation) zurück.
Im Vortrag wird versucht, diese gemeinsame Geschichte von den Anfängen an zu begleiten, die wichtigsten Berührungspunkte sowie die Gründe und Umstände der Interessengleichheit und -gegensätze zu erfassen. In dem grundlegend positiven Gefühl der deutschen Minderheit im Zusammenhang mit dem Ungartum und der ungarischen Staatlichkeit bedeuteten der Ausgang des Ersten Weltkrieges und das Friedensdiktat von Trianon einen gewaltigen Bruch. Die Deutschen im verstümmelten Land, die zur Neuinterpretierung ihrer Identität und ihres Selbstbildes gezwungen waren, hatten ein immer stärkeres Gefühl der Gefährdung; ihre Reaktion darauf war, ihre Reihen zu schließen, die Zugehörigkeit zur deutschen Volksgemeinschaft in den Vordergrund zu rücken und unter das Patronat des Deutschen Reiches zu stellen. Parallel dazu änderte sich grundlegend auch die Qualität ihrer Symbiose mit dem Ungartum: Es entstanden Konfliktsituationen, die nicht nur im Verhältnis zum Aufnahmestaat, sondern auch innerhalb der eigenen Reihen der deutschen Minderheit zu einem tragischen Bruch und zur Polarisierung führten.
Quelle des Fotos: Website des Volkstanzensembles der Deutschen Minderheit von Mórágy (Ortschaft im südwestlichen Komitat Tolna)