Unter dem Titel Aspekte zur realistischen Einschätzung der Rolle der Habsburgerdynastie in der ungarischen Geschichte (1526–1918) hält unser Kollege Kálmán Kovács einen Vortrag, der von der Architekturstiftung der Visegráder Vier und dem VERITAS Institut für Geschichtsforschung organisiert wird.
Die Veranstaltung ist unentgeltlich, jedoch registrierungspflichtig. Die Zahl der Teilnehmer wird durch das Fassungsvermögen des Saales bestimmt. Anmeldung unter: v4@v4fund.archi
Ort: Schloss Klebelsberg, 1028 Budapest, Templom-Str. 12–14
Zeitpunkt: Mittwoch, 30. Januar 2019, 18.30 Uhr
Zurück zum Text
Werfen wir auf das genannte Problem das Scheinwerferlicht aus drei unterschiedlichen Richtungen: 1.) „Fremde Eroberer, Kolonialisten, die all unsere nationalen Charakteristika mit den Füßen traten, all die retrograden, feudalistischen ungarischen Merkmale konservierten.ˮ Auch den Vortragenden wurde dies in der Grundschule über die Habsburger-Herrscher gelehrt. Mit umso größerer Verblüffung erfuhr er als junger Mann, der damals schon über ausgesprochenes Interesse an Geschichte verfügte, dass der Historiker Péter Hanák die Habsburger „Hüter von all unserem Europäertumˮ nannte. Anlass war Otto von Habsburgs Ungarnbesuch 1989, und die zitierte Aussage zeugte von der veränderten öffentlichen Stimmung in der Wendezeit. Er schoss dennoch etwas über das Ziel hinaus, denn seine Äußerungen in den 60er-Jahren scheinen das Gegenteil vertreten zu haben. Kann man eine Geschichtswissenschaft betreiben, die über die ideologischen und politischen Auseinandersetzungen hinausgeht? 2.) Würde uns gegenüber jemand aufwerfen (wie diese Fragestellungen in der Tat vorkamen), dass drei Habsburger-Herrscher, Leopold I., Maria Theresia und Franz Joseph durch ihre historische Bedeutung und die Segnungen des während ihrer Regentschaft verwirklichten Friedens und der Entwicklung auf vornehmen öffentlichen Plätzen aufzustellende Skulpturen verdienen würden, was würden wir antworten? Leopold I.? Die Skulptur von Innozenz XI. in der Burg, sie reicht... Maria Theresia? Gödöllő, die Burg, die Universität - sind alle ok, anderswo aber nicht... Franz Joseph? Höchstens eine Büste an einer versteckten Seite eines repräsentativen öffentlichen Gebäudes aus der Zeit der Doppelmonarchie... 3.) Drehen wir aber unseren Scheinwerfer! „Lajos Kossuth ist eine der größten (bedeutendsten) Gestalten der ungarischen Geschichteˮ. Welchen Satz würden Sie unterschreiben und warum? Doch woraus nähren sich unsere historischen Aversionen, unsere abweisenden Animositäten? Inwieweit sind sie berechtigt? Was sollten wir mit ihnen tun? Soviel ahnt ein jeder, dass die Beurteilung der Habsburgerdynastie keine Frage von Schwarz-Weiß ist, und auch nicht eine Frage der historischen Rolle Ungarns. Wie können wir unter diesen Umständen auf dem Boden der Realitäten bleiben?