Am Dienstag, den 7. Mai um 18.00 Uhr veranstalten wir die 44. Debatte in der Reihe der VERITAS-Abende, diesmal unter dem Motto Schicksal der Ungarndeutschen im Zweiten Weltkrieg. Unter der Moderation des Leiters der Forschungsgruppen, Gábor Ujváry, werden Réka Marchut, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sozialwissenschaftlichen Forschungszentrum der Ungarischen Akademie der Wissenschaften, Institut für Minderheitenforschung, und unser Kollege László Orosz das Thema erörtern.
Ort: VERITAS Institut für Geschichtsforschung, 1093 Budapest, Zsil-Str. 2–4, EG
Zeitpunkt: Dienstag, 7. Mai 2019, 18.00 Uhr
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Unter den nationalen Minderheiten des Landes waren es am ehesten die Ungarndeutschen, in deren Seele das Bewusstsein der schicksalhaften Symbiose mit den Ungarn und das historische Hungarus-Gefühl stark lebten und die nach 1867 im Erleben der Zugehörigkeit zur politischen ungarischen Nation und der davon abzuleitenden spezifischen Identität, des deutschsprachigen Ungartums, Gestalt annahmen. Die im verstümmelten Land erlittenen nationalitätspolitischen Fiaskos, die chauvinistische allgemeine Stimmung, der Assimilationsdruck und die weiteren demographischen Verluste, die auf das Auseinanderreißen der deutschen Siedlungsgebiete folgten - insgesamt also die erfolglose Selbstverteidigungspolitik der deutschen Minderheit - bereiteten im Wesentlichen den Weg zur radikalen, nationalsozialistischen Bewegung in den 30er-Jahren innerhalb der deutschen Minderheit in Ungarn vor. All das ist durch die gemeinsame Behandlung der Revision und der Nationalitätenfrage aus der Sicht der Regierung zu einer besonders wichtigen Angelegenheit geworden, in die sich auch Nazi-Deutschland einmischte (bei weitem nicht durch eine Motivation, die aus dem Minderheitenschutz und der gesamtdeutschen Solidarität entstammte, sondern lediglich von machtpolitischen Bestrebungen geleitet), und die immer mehr zu jenem Faktor geworden ist, der aus dem Hintergrund den Passatwind blies.
Der nächste VERITAS-Abend ist eigentlich die Fortsetzung der früheren Diskussionen, denn ihre Teilnehmer versuchten nämlich schon bei zwei vorherigen Zusammenkünften – zunächst vom Zusammenbruch nach dem Ersten Weltkrieg bis zum Tod Jakob Bleyers (1933), dann der Spaltung der deutschen Bewegung bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs beziehungsweise bis zum Wiener Abkommen über die deutsche Volksgruppe in Ungarn (1940) – die Gestaltung des Schicksals der deutschen Minderheit in Ungarn zu verfolgen. Diesmal behandeln die Gesprächspartner die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die deutsche Minderheit in Ungarn, wobei den widersprüchlichen politischen Motivationen des Volksbundes, dem Auftreten der deutschsprachigen Bewohner der durch den Landzuwachs wieder angegliederten Gebiete als radikalisierender Faktor, den freiwilligen, dann zwanghaften SS-Werbungen sowie dem Widerstandsversuch der deutschen Bevölkerung (Treuebewegung) besondere Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Die Folgen des Weltkriegs und die Stationen der Kollektivbestrafung der Deutschen werden beim übernächsten VERITAS-Abend behandelt, dessen Thematik erneut die Ungarndeutschen liefern werden.