Unser Kollege Kálmán Árpád Kovács spricht im Rahmen der Vortragsserie Heilige-Krone-Nachmittage im Budapester Stadtteil Budakalász über Die Rolle von König Matthias bei der Schaffung der Donaumonarchie.
Ort: Kós Károly Kulturhaus und Bibliothek, 2011 Budakalász, Szentendrei-Str. 9
Zeitpunkt: Samstag, 22. Februar 2020, 14.00 Uhr
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Zusammenfassung des Vortrags von Kálmán Árpád Kovács
In diesem Vortrag werden durch die Person von Matthias Hunyadi drei Theorien des Spätmittelalters und der Frühneuzeit unter die Lupe genommen.
1.) Bekannt ist Géza Pálffys Theorie, wonach es für Ungarn auf jeden Fall besser gewesen wäre, hätten die Habsburger das Land 1490, 1526, aber selbst noch 1540 ungeteilt in ihren Besitz genommen, denn in diesem Fall hätten sie das Land von innen, auch mit Einsatz von Ressourcen eines Weltreiches verteidigen müssen. Kann man aber diese Theorie ernst nehmen? Denn Pál Kinizsi drängte 1490 den angeblich militärischen Teufelskerl Maximilian von Habsburg aus dem Land hinaus, mit dem sicherlich auch unser Matthias Hunyadi zu tun bekommen hätte, wenn er nicht gerade an der burgundischen und bayerischen Front beschäftigt gewesen wäre. Und dann reden wir gar nicht von 1527, als Karl die Ferdinand zur Verfügung gestellten 15.000 Söldner sofort zurückverlangte; ferner mischte sich von den syrmischen Burgen aus ein Osmanisches Reich in die ungarischen inneren Angelegenheiten ein, das im Besitz von Ägypten, Syrien und Konstantinopel noch immer über die am weitesten entwickelten und reichsten Ländereien des damaligen Erdballs verfügte.
2.) Jeanne d`Arcs phantastische katholische Politik drehte den Gang des hundertjährigen Krieges am 7. Mai 1429 um. Es öffnete sich der Weg zur französischen Krönungsstadt. Nach der Krönung in Reims verschärfte sich allerdings der Gegensatz. Während die Prophetin und der Fürst Alençon zu einem dynamischen Zweifrontenkrieg ermunterten, übernahm Karl VII. kein Risiko, schloss lieber Frieden mit den Burgundern, und wandte die Taktik der langsamen Abtrennung und der Umzingelung an. Folglich ging der Krieg in dem Jahr zu Ende, in dem die osmanische Macht den letzten in sein Gebiet eingekeilten Stachel beseitigte und den Durchgang zwischen Europa und Asien barrierefrei machte. Es ging die letzte Chance dafür verloren, dass ein gesamteuropäischer Kreuzzug für die Rettung von Konstantinopel die Osmanen ins Innere Asiens zurückjagt. Als die französischen Könige ihre Hand auf das burgundische Erbe legen konnten, fanden sie sich an ihren östlichen Grenzen mit einem erstarkten Gegner, den Habsburgern, konfrontiert.
3.) Dem Herrscher Albrecht von Habsburg, der aus der österreichischen Dynastie als erster den ungarischen Thron bestieg, zwangen die ungarischen Stände in einem Artikel des Dekrets aus dem Jahre 1439 auf, dass der König verpflichtet sein sollte, die Grenzfestungen im Land ausschließlich zu Lasten seiner eigenen Einkünfte zu erhalten. Es stimmt zwar, dass dafür die Einkünfte der Bergwerke (Urbura), die Teil der Regeln bildeten, zum königlichen Hoheitsrecht erklärt wurden. Aus den jüngsten Forschungen jedoch wissen wir, dass selbst das an Bodenschätzen noch so reiche Ungarn nur einen Bruchteil der Einkünfte der zentralisierten Schatzkammer des Sultans zu gewährleisten imstande war. Unter diesen Umständen ist der osmanisch-ungarische Kampf auch zu einer Rivalität zwischen der ungarischen Politik, in der die Stände überwogen, und der despotisch zentralisierten Politik des Sultans geworden. Mehmed II., der in der Erniedrigung durch das klägliche Fiasko bei Nándorfehérvár (heute Belgrad) zum Schierlingsbecher griff, wurde von seinen treuen Dienern von diesem drastischen Schritt abgebracht, während der Landtag, der sich auf die Nachricht des Triumphes versammelte und dessen Aufgabe es gewesen wäre, einen Feldzug anzuordnen, ohne Verhandlungen aufgelöst wurde. Der weltberühmte Sieg blieb – einen ähnlichen konnten christliche Truppen erst 1664 das nächste Mal wiederholen – ungenutzt. Hinzu kommt, dass nach dem Tod des Türkenbezwingers Graf János erneut Anarchie im Land ausbrach, deren Hauptziel es war, die Liga Hunyadi–Szilágyi zu schwächen.
Unter diesen Umständen war es von den 1460er-Jahren an eine politische Notwendigkeit, die Donau-Staaten und Länder zu vereinen. Die wesentliche Frage blieb, wer in welcher Situation mit welchen Verteidigungsprioritäten und Herrscherqualitäten größere Ressourcen für Ungarn einbeziehen kann, das sich in einer geostrategischen Schlüsselposition befand.