Ort: Ungarische Akademie der Wissenschaften, Forschungshaus der Humanwissenschaften, 1097 Budapest, Tóth Kálmán-Str. 4
Zeitpunkt: Donnerstag-Freitag, 17. – 18. September 2020, 9.00 Uhr
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Zusammenfassung des Vortrags von Ádám Schwarczwölder:
Die Karriere eines der entscheidenden Politiker der Doppelmonarchie, Kálmán Széll (1843–1915), nahm einen steilen Aufstieg: Von 1868 an war er Parlamentsabgeordneter, 32jährig saß er schon im Samtstuhl des Finanzministers und diente zwischen 1899 und 1903 als Ministerpräsident. Sein jüngerer Bruder Ignác Széll (1845–1914) konnte sich einer zwar weniger spektakulären, in ihrer Art jedoch ebenfalls erfolgreichen Karriere erfreuen. Er war als Notar, Stuhlrichter, später, zwischen 1877 und 1883, als Vizegespan im Komitat Vas tätig. Auf Einladung des damaligen Ministerpräsidenten Kálmán Tisza setzte er seine Karriere im Innenministerium fort, wo er 1895 zum Staatssekretär befördert wurde. In dieser Funktion blieb er – unabhängig von Regierungswechseln – bis zu seinem Ruhestand ab 1906. Nach Meinung seines Sohns József Széll – in den Jahren 1937–1938 Innenminister – war der entscheidende Faktor dabei, dass sein Vater nie den Posten eines Ministers innehatte, nicht der völlige Mangel an Möglichkeiten, vielmehr an Ambitionen. Auch die übrigen Quellen belegen eindeutig, dass die Persönlichkeit der beiden Brüder völlig unterschiedlich war: Für Ignác waren im Vergleich zu seinem agilen und eitlen Bruder Puritanismus und Bescheidenheit charakteristisch. Würde allein dies die beiden unterschiedlichen Laufbahnen erklären? Inwieweit förderte den schnellen Aufstieg Kálmán Szélls seine Heirat mit Ilona Vörösmarty? (Tochter des gefeierten Dichters Vörösmarty – Anm.Übers.) Wie konnten die Brüder trotz ihrer unterschiedlichen Persönlichkeiten miteinander zusammenarbeiten, einander im öffentlichen und im privaten Leben unterstützen? Diese Fragen sucht der geplante Vortrag zu beantworten.