Vom Herbst 1944 an wurden annähernd 800.000 Menschen als Kriegsgefangene oder Internierte aus Ungarn für mehrjährige Zwangsarbeit beziehungsweise Verbannung von 5 bis 25 Jahren in die Sowjetunion verschleppt. Zehntausende politischer Häftlinge und unschuldiger Menschen von der Straße gerieten in die GULAG-Anlagen unter effektiver Mitwirkung der ungarischen Behörden, aufgrund fiktiver Anschuldigungen. Nur ein Fünftel der Verschleppten überlebte die Schicksalsprüfungen. Die erste Gruppe der Überlebenden konnte erst fast ein ganzes Jahrzehnt später, am 25. November 1953 aus den GULAG-Lagern nach Ungarn heimkehren.
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An der Feierlichkeit nahmen unter anderen der ehemalige Ministerpräsident Péter Boross, Vorsitzender des Beratergremiuns des VERITAS Instituts und mehrere Parlamentsabgeordnete der Regierungspartei teil. Erzsébet Menczer, Vorsitzende von Szorakész, sagte: Die Gulag-Überlebenden durften jahrzehntelang nicht darüber sprechen, was ihnen zugestoßen war. Dadurch aber, setzte sie fort, dass das Parlament 2012 den 25. November zum Gedenktag der in die Sowjetunion verschleppten ungarischen politischen Häftlinge und Zwangsarbeiter erklärte, veränderte sich die Situation. So könne man heute bereits gemeinsam mit Vertretern von Regierung und Geschichtswissenschaft gedenken. Die Vorsitzende von Szorakész endete mit den Worten: „Wir leben, wir sind da, arbeiten die Vergangenheit auf und lassen eine Wiederholung der Schande nicht zu.“
Nach der Gedenkfeier brachten die Teilnehmer an der Gedenktafel an der Wand der Schule – des einstigen Gefängnisses – einen Kranz an und unternahmen einen Spaziergang der Pietät zum Museum Haus des Terrors.
Während der Feierlichkeit vor dem Museum hob Bence Rétvári, parlamentarischer Staatssekretär des Ministeriums für Humanressourcen, hervor: Immer mehr Menschen müssen die dunklen Perioden der Geschichte des 20. Jahrhunderts kennenlernen, denn wir können nur so vermeiden, dass sich diese noch einmal wiederholen.
Sándor Szakály, Generaldirektor des VERITAS Instituts für Geschichtsforschung, nannte die Verschleppung hunderttausender Menschen in seinem historischen Überblick Vergeltung. Seiner Meinung nach wollte man im Inland die Sünden des Kommunismus verschweigen, seit der Wende könne man das allerdings nicht mehr tun. Russland müsste sich bei denen, die in den Schmutz gezogen wurden, entschuldigen. „Eine Großmacht, die sie verschleppt hatte – hat sie – ich weiß es jedenfalls so – weder um Verzeihung gebeten, weder ihnen eine Entschädigung zuteil werden lassen. Wenn nicht anders, sollten wir wenigstens seelisch mit ihnen sein, ihrer gedenken“, erklärte der Generaldirektor.
Die versammelten Menschen zündeten vor dem Museum Öllichter zum Gedenken der Opfer an.