Am 22. März 2016 fand im Ungarischen Nationalmuseum die Präsentation des vierten Bandes der VERITAS-Bücher statt, den das Institut gemeinsam mit dem Verlag Magyar Napló herausgegeben hat. Das Buch von OSB Ádám Somorjai und Tibor Zinner mit dem Titel A Szabadság térről Washingtonon át a Vatikánba – és vissza (Vom Freiheitsplatz über Washington in den Vatikan – und zurück) beinhaltet die Korrespondenz von Fürstprimas József Kardinal Mindszenty, Erzbischof von Esztergom, und der Päpste sowie der Staatssekretäre des Vatikans aus der Zeit, als der Kardinal an der Budapester Gesandtschaft, später Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika, im Asyl lebte. Besprochen wurde das neue Buch vom Erzbischof von Kalocsa-Kecskemét, Balázs Bábel, und vom Rektor der Budapester Loránd-Eötvös-Universität, Barna Mezey.
Zurück zum Text
Fürstprimas József Mindszenty, Erzbischof von Esztergom, brachte zwischen 1956 und 1971 fast 15 Jahre in der amerikanischen Gesandtschaft (ab 1966 Botschaft) in Budapest zu. In den ersten Jahren wurde ihm von den Amerikanern – wie sie formulierten – die Kontakthaltung mit seinen „spirituellen Führern” nicht gestattet. Von 1962 an, als sich die Meinung herauskristallisierte, dass die Lösung der Lage des Kardinals, sein Verlassen der Botschaft nicht vom Vatikan zu erwarten war, durfte er immer mehr Briefe mit den Päpsten Johann XXIII, dann vor allem mit Paul VI. und den Kardinalstaatssekretären wechseln. Da die Archive des Vatikans vorläufig gesperrt sind, rekonstruierten die Autoren die in ihrem Band enthaltenen 119 + 79 Briefe und Botschaften in ungarischer Übersetzung auf der Grundlage der im Nationalarchiv der Vereinigten Staaten von Amerika aufbewahrten Exemplare. Daraus erschließen sich die Gedanken des Kardinals über János Kádár, die Abtreibungsstatistiken der Periode des Parteistaates, sein Standpunkt zur Enzyklika Humanae Vitae, über zahlreiche Fragen seiner Situation im Asyl und vor allem über Trianon und die Zuständigkeit als Primas auf dem gesamten Landesgebiet des Heiligen Stephans. Seinem Standpunkt nach hätte Rom nichts ändern sollen – nihil innovetur -, solange der von ihm für vorübergehend gehaltene Kommunismus bestand. Er hielt die Aufstellung neuer Bistümer weder im Burgenland, noch in der Slowakei oder in Serbien für wichtig.
Dieser Band bildet die zweite, zugleich größte Gruppe Mindszentys Korrespondenz. Er ergänzt das Bild, das sich die Autoren beim Lesen seines Briefwechsels mit Präsidenten und Außenministern der USA bilden konnten. Im Unterschied zu seinen Briefen an die amerikanischen politischen Führer erhielt der Kardinal zahlreiche Antworten vom Vatikan, die über amerikanische diplomatische Kanäle, die apostolische Delegation in Washington, die Nuntiatur eintrafen oder weitergeleitet wurden. Dadurch war die amerikanische Diplomatie in Bezug auf die Entwicklung der Ansichten des Kardinals Mindszenty stets auf dem Laufenden.
Der Band bietet zugleich Einsicht auch in gewisse Fragen der Entwicklung der Ostpolitik des Vatikans, und zwar ohne Vorurteile, aufgrund von Quellen.
Vom Freiheitsplatz über Washington in den Vatikan und zurück
Unter diesem Titel ist eine exklusive Auswahl aus der Korrespondenz mit Quellenwert erschienen, die Fürstprimas József Kardinal Mindszenty, Erzbischof von Esztergom, mit dem Apostolischen Heiligen Stuhl im Zeitraum 1956-1971 durch Vermittlung der Botschaft geführt hatte. Autorenpaar des Bandes sind der Kirchenhistoriker Ádám Somorjai, Mönch des St. Benediktiner-Ordens von Pannonhalma (OSB) und Tibor Zinner, Leiter der Forschungsgruppe für die Zeit nach 1945 beim VERITAS Institut für Geschichtsforschung.
Der vom VERITAS Institut und Magyar Napló gemeinsam herausgegebene Band wurde am 22. März 2016 im Festsaal des Ungarischen Nationalmuseums präsentiert, wo der Generaldirektor des VERITAS Instituts, Sándor Szakály, die Anwesenden, unter ihnen Ex-Ministerpräsident Péter Boross, begrüßte. In seiner Einleitung ging er darauf ein, dass die Herausgabe von Büchern von Anfang an zu den vom Institut übernommenen Aufgaben gehört. Der Generaldirektor wies darauf hin: Der Band setzt einer der bedeutendsten kirchlichen Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, József Mindszenty, ein Denkmal, jenem Oberhirten, der bis zum Schluss an seinem Glauben und seinem Ungartum festhielt, den die kommunistische Macht auch dann nicht brechen konnte, als sie ihn eingekerkert, später im Hausarrest festgehalten hatte. Sándor Szakály unterstrich: Die Autoren sind hervorragende Historiker und engagierte Mindszenty-Forscher. Davon zeugt auch ihre jetzt erschienene Arbeit.